Basteln Leitfaden

Stoffbuch (Quiet Book) selber machen

Quiet Books (sinnwörtlich übersetzt als Bücher zur stillen Beschäftigung oder „stille Bücher“) sind Stoffbücher für Kinder, die spielerische, sensorische und pädagogische Elemente beinhalten. Die oft auch als ‚Montessori Buch‘ bekannten Stoffbücher können dabei altersgerecht ganz unterschiedlich konzipiert sein: für Babies und Kleinkinder mit Fokus auf Haptik und Lernen (z.B. Vögel, die man farblich dem richtigen Vogelhaus zuordnet; Äpfel, die man zählen muss, …) oder als Themen-Spielbuch für ältere Kids (z.B. Puppenhaus im Buchformat, in dem jede Seite ein Zimmer darstellt, oder ein Bauernhof mit Aktivitäten pro Seite, oder ein Baumhaus mit Waldtieren).

Aber eines haben die Stoffbücher alle gemeinsam: sie beschäftigen das Kind, regen ihre Fantasie an und sind ein ideales Spielzeug für unterwegs.

Auch ich wollte mich an einem „stillen Buch“ für meine Kinder probieren und mir dabei mit den Materialien und Materialresten von daheim ein Puppenhaus Stoffbuch basteln. In diesem Post möchte ich meine Erfahrungswerte, Tipps und Erkenntnisse aus meinen Recherchen teilen. Da ich bisher noch kein Quiet Book gemacht habe, sei vorweg erwähnt, dass sich diese nicht unbedingt decken müssen mit den Erfahrungswerten von Personen, die diese Stoffbücher schon häufiger gemacht haben.

Mein Quiet Book ist gehäkelt und beinhaltet zudem Filz und Stoffkomponenten. Zusätzlich habe ich verschiedene Accessoires aus dem Alltag verwendet (z.B. Knöpfe für die Blumen im Garten, Blumen-Applikationen für die Coverseiten, ein LED-Lämpchen als Nachtlicht, Alu-Folie und 160 mµ dicke Aktenhülle zu einem Badezimmerspiegel verbastelt) sowie Stoffreste aus altem Gewand. Zur flexiblen Befestigung der Spielelemente habe ich zurechtgeschnittene und mit Acrylstiften angemalte Klettbänder genutzt. Kleine Details konnte ich auch gut mit Filzstiften im Polyesterfilz aufmalen (z.B. Augen der Eule).

Als Vorlagen habe ich überwiegend eigene Skizzen umgesetzt und vereinzelt Skizzen aus dem Internet verwendet (Blatt, Blume 1, Blume 2, Apfel, Eule) oder aus Quiet Book Ideen aus Pinterest – siehe Ideensammlung unten – angepasste Vorlagen gezeichnet. Meine Hauptfigur ist eine abgeänderte und kleine Version von dieser hübschen, gratis Filzpuppe von Pixie Faire. Die Vorlagen für Filz habe ich mit der Hand auf Papier vorgezeichnet, die Form ausgeschnitten und als Schnittmuster für den Filz genutzt. Die meisten Filzformen sind aus 2 identen Lagen zusammengenäht. Bei den gehäkelten Formen habe ich einfach drauflos gehäkelt bis es für mich die richtige Form hatte. Die meisten Häkelformen bestehen aus Reihen (1-lagig). Wenn man etwas reinstecken können soll, habe ich in Runden gearbeitet (z.B. Korb im Garten).

  1. Materialwahl
    1. Filz
    2. Stoff
    3. Garn
  2. Werkzeuge und Hilfsmittel
  3. Meine Materialliste
  4. Der Planung bester Schluss
  5. Mein Weg zum eigenen Stoffbuch
  6. Ideensammlung
Mein Puppenhaus Quiet Book

Materialwahl

Die wichtigste Komponente deines Stoffbuches: das Material bzw. der Materialmix der Seiten, das Material der Seitenzwischenlagen (die Lage, die 2 Seiten, zu einem Blatt verbindet) und der Spielelemente. Das Material bestimmt wesentlich die „Nutzererfahrung“ (weiche vs. harte, stabilere Stoffe) und wie dann tatsächlich mit den Spielelementen gespielt werden kann.

Dabei muss man sich nicht auf eine Materialsorte festlegen, sondern man kann quer durch verschiedene Materialien zusammen kombinieren.

Folgende Materialien eignen sich gut als Seiten für Quiet Books:

  • Filz: wird sehr häufig verwendet, eignet sich auch hervorragend für die Spielelemente
  • Stoff: wird eher nur als Oberflächenlage oder Stoffrest zu einzelnen Elementen im Stoffbuch verwendet (als Zwischenlage wird auf härtere Materialien zurückgegriffen, z.B. Polyesterfilz)
  • Garn: etwas unüblich, da auch wesentlich zeitintensiver daraus Seiten zu häkeln (oder zu stricken), aber gut geeignet für die Spielelemente
  • (Foto-)Karton: in günstigen Quiet Books zu finden, einfach zu machen, allerdings ist das Binden der Seiten aufwendiger, als mit den obigen Materialien

Filz

Die ideale Zwischenlösung zu Stoff und Karton: Filz.

Quiet Books werden meistens aus Filz gemacht. Bereits 1 mm dicke Polyesterfilzplatten eignen sich sehr gut, da sie leicht verarbeitet und vernäht werden können und an den Rändern nicht fransen. So dünner Polyesterfilz sollte allerdings 2-lagig verarbeitet werden, was wiederum einige Gestaltungsmöglichkeiten mit sich bringt; z.B. bei einem Kühlschrank ist die hintere Lage die vollständige Rückenwand, die vordere Lage ist zu Regalen mit geschlossenen Rändern (quasi einer digitalen ‚8‘) geschnitten; die Türe hat dann auch 2 Lagen, zwischen welchen die Türangeln angenäht werden). Für 1-lagige Filz-Elemente eignet sich 2-3 mm dicker Polyesterfilz (z.B. für die Lebensmittel im Kühlschrank).

Hochwertiger Wollfilz kann auch verwendet werden, dieser ist allerdings teuer, meist auch weicher und weniger reißfest, und liefert optisch nicht bessere Ergebnisse. Daneben wirkt Wolle etwas hautaustrocknend, zumindest kam mir das beim Basteln so vor.

Die Vorteile von Filz als Grundlage für Stoffbücher sprechen für sich:

  • Filz ist im Vergleich zu Stoff relativ steif, dafür aber sehr leicht
  • Es ist sehr strapazierfähig und leicht formbar
  • Filz lässt sich einfach mit anderen Stoffen verkleben oder (maschinell oder mit der Hand) vernähen
  • Filz franst nicht. Man kann also Filz zurechtschneiden, ohne die Kanten versäubern zu müssen
  • Filz – ob Wolle oder Polyester – hat eine natürliche leichte Haftung. Wie synthetische Chemiefasern und Wolle allgemein, lädt sich Filz auf, dadurch haften andere synthetische Materialien leicht daran, die Spielelemente bleiben quasi von selbst „picken“. Dies funktioniert natürlich nur, wenn die Spielelemente flach und selbst aus Chemiefasern oder Wolle (z.B. aus Filz) sind.

Quiet Book aus Filz: Jede Seite bekommt ihre eigene Filz-Unterlage, auf die die Elemente genäht werden, bevor die Seiten zu einem Blatt zusammengenäht und anschließend zum Buch „gebunden“ werden (1 Blatt besteht aus 2 Seiten). Am Ende besteht jedes Blatt aus 2-3 Filzlagen (jede Seite aus 1 Lage, gegebenenfalls noch eine Zwischenlage zum „Stärken des Blatts“), also 2-3 mm Dicke pro Blatt.

Stoff

Will man Stoff verwenden, sollte man zu nicht-dehnbaren, blickdickten Varianten greifen, die nicht ausfransen: 100% Polyester, Polyacryl-Mischungen oder Leinen. Damit die Blätter des Stoffbuches aber stabil sind, benötigt man ein dickes bzw. festes Zwischenblatt, das den Seiten Halt gibt: z.B. 2 mm dicker Filz pro Seite, oder eine dicke Lage Outdoor-Gewebe, (Kunst-)Leder, dergleichen (ca. 240 g/m² Gewicht oder mehr).

Vorteile von Stoff in Stoffbüchern:

  • man kann leichter Stoffvariationen kombinieren (weicher bis rauer Stoff, mit Noppen oder Spitze)
  • man kann mehr farbliche Vielfalt schaffen, mit Muster und Strukturen (z.B. für einen Steinboden im Garten, als Fliesen in einem Zimmer, oder als blumige Bettdecke)

Nachteile von Stoff:

  • lässt sich nicht so leicht verarbeiten wie Filz, insbesondere wenn man kleine Spielelemente daraus machen möchte
  • kann teurer sein als Filz, vor allem wenn man zu hochwertigen, robusten Stoffen greift
  • je nach Stoffwahl muss man die Kanten erst versäubern
  • man kommt ohne Nähmaschine kaum aus. Angeklebte Stellen sieht man dem Stoff nämlich leicht an. Und während man bei Filz großzügigere Nähabstände wählen kann (z.B. wenn man mit der Hand nähen möchte), sollte man beim Stoff auf kürzere Nahtlänge setzen

Quiet Book aus Stoffgewebe: unbedingt pro Blatt eine festigende Zwischenlage verwenden, da sonst die Blätter zu lose in der Hand liegen und dann damit nicht gut gespielt werden kann. Sei sparsam, was die Musterwahl der einzelnen Seiten angeht, mein Eindruck ist: je einheitlicher der Hintergrund der Seiten und je weniger Muster-Vielfalt innerhalb der Seiten, umso angenehmer fürs Auge.

Garn

Polyesterfilz, Polyestergewebe… da fällt eines auf: Diese sind nicht unbedingt umweltfreundlich, Polyester sind Plastikfasern. Will man nicht auf teure Wolle zurückgreifen und dennoch mehr Richtung Naturfasern (z.B. Baumwolle) gehen, kann man Garn verwenden und die Seiten und ihre Elemente häkeln (oder stricken). Dadurch wird die Arbeit zwar wesentlich zeitintensiver (immerhin häkelt man jede Seite und nicht nur jedes Blatt). Dafür kann man prima größere Mengen Garnreste loswerden.

Verwendet man Garn im Stoffbuch, sollte man unbedingt auf folgendes achten:

  • für die Seiten immer nur die gleiche Garnsorte verwenden (idealerweise auch die gleiche Garnfarbe, da es auch minimale Unterschiede bei der gleichen Sorte für verschiedene Farben geben kann), damit die Blätter am Ende alle gleich groß werden. Für die Spielelemente können dann verschiedene andere Garnsorten verwendet werden
  • die beste Wahl: gekämmtes, mercerisiertes und gasiertes 100% Baumwollgarn. Diese Fasern sind fest, weich, glänzen schön und fasern beim Verarbeiten nicht so schnell aus
  • gehäkelt: in festen Maschen und unbedingt auf gleichmäßige Spannung achten!
  • für das flexible Befestigen der Spielelemente eignen sich wunderbar Klettpunkte oder -bänder, oder Druckknöpfe

Quiet Book aus Garn: zeitaufwendig, hoher Garnverbrauch, aber ideal, wenn man wenig schneiden, nicht kleben oder nicht mit der Nähmaschine arbeiten möchte. Für mehr „Fun“ im Buch: trotzdem noch andere Materialien und nicht nur verschiedene Garnsorten verwenden (z.B. Elemente aus Filz einbinden, eine kleine Spiegelfläche, Holzdeko, Knöpfe, …).


Werkzeuge und Hilfsmittel

Im Überblick habe ich diese Hilfsmittel für mein Stoffbuch genutzt:

  • Mit der Hand nähen: Bei ganz großen Stoffbüchern und erfahrenen Nähkenntnissen mit der Nähmaschine, spart eine Nähmaschine sicherlich viel Zeit sparen und bietet eine harmonischere Naht als beim Nähen mit der Hand. Um aber die Details meines eher kleinen Stoffbuches gut zu erfassen und weil auf Gehäkeltem nicht so einfach mit der Nähmaschine genäht werden kann, habe ich ausschließlich mit der Hand genäht. Als Nähgarn habe ich verschiedenfarbiges Polyestergarn verwendet, das im Vergleich zu Baumwollgarn glatter, robuster ist und leicht glänzt.
  • Polyesterfilz verwenden: die Qualität des Filzes hängt natürlich vom geplanten Projekt ab. Für ein Fühlbuch für Babies eignet sich weicher „echter“ Filz, also hochwertiger Wollfilz. Während man für ein Stoffbuch mit vielen kleinen Filz-Details eher zu Polyesterfilz oder Filz mit einem hohen Anteil an synthetischen Fasern (Polyester, Polyamid, Polyacryl) greifen sollte. Polyesterfilz oder Mischfilz ist je nach Anteil an härtenden „Plastikfasern“ unterschiedlich dünn und fest. Allgemein gilt: je höher der Plastik-Anteil im Filz, umso dünner, fester und glatter kann der Filz produziert werden (und ist dann auch tendenziell günstiger) und umso leichter kann man daraus kleine Filzelemente mit Detail basteln. Wenn man die Elemente dann noch in 2 Schichten näht (oder klebt), bekommt man eine sehr stabile, realistische Form heraus, die sich dazu auch leichter bemalen lässt als weicher Wollfilz.
  • Klettbänder und Klettpunkte (Alternative: Druckknöpfe): die Spielelemente in meinem Buch lassen sich in bestimmte Bereiche einstecken oder aber sie werden mittels Klettbänder oder -punkten befestigt. Die Klettbänder sollten in der Form ihrer Platzierung zurechtgeschnitten und mit Acrylfarbe angemalt werden, um nicht aufzufallen (z.B. die Äste vom Baum).
  • doppelseitiges Klebeband: um manche kritische Stellen vor dem Annähen zu befestigen, aber auch um manche Filzpositionen ohne Nähen unsichtbar zu verbinden, habe ich gerne auf dünnes, stark klebendes und temperaturbeständiges (!) doppelseitiges Klebeband (der Marke 3M, so wie dieses hier) zurückgegriffen.
  • Acrylfarbe und Filzstifte: mit wasserfesten Acrylstiften habe ich die weißen Klettbänder oder Filz bemalt. Mit Acrylfarbe kann man wunderbar großflächig am Filz malen, ohne dass die Farbe in den Filz eingesaugt wird. Mit dünnen Filzstiften kann man auch feine Details am Filz malen (z.B. Augen und Flügel der Eule), allerdings nur auf Polyesterfilz. Auf Wollfilz hat sich in meiner Erfahrung die Filzstiftfarbe in den Filz eingesaugt und unkontrolliert in die Umgebung ausgebreitet.
  • Accessories: Knöpfe in Blumenform, ein mini Holzvogel oder -schmetterling von der letzten Deko, ein ausgefallenes Geschenkband, Spitzenborte, Magnete, Patches, Gummibänder, bunte Spangen, Perlen, mini LED-Lämpchen, kleine Wäscheklammern… es ist die Vielseitigkeit, die dem Stoffbuch Leben verleiht. Diese kann man sich aus dem Alltag holen und dabei auch Altes auf neue Weise weiterverwenden, siehe nächster Punkt.
  • Upcycling: also die Aufwertung alter Sachen durch Wiederverwendung in einem neuen Produkt. Ob ein Stück nicht mehr benötigter transparenter Umschlagsfolie (z.B. für Kühlschrankregale, eine Duschtür oder einen Eislaufplatz), ein Reststück Aluminiumfolie (z.B. mit einer transparenten Hülle zu einem Spiegel verbastelt), altes Gewand (z.B. als Seitenhintergrund)… Stoffbücher sind eine ideale Möglichkeit Materialien aus dem Alltag, für die man keine Verwendung mehr hat, einen neuen Nutzen zu geben.
  • Skizzen und Vorlagen: alles, was ich aus Filz schneiden oder aus Garn häkeln wollte, habe ich zuerst auf einem Blatt Papier in Echtgröße vorgezeichnet. Dieses habe ich dann als Schnittmuster für den Filz bzw. als Orientierung (Vorlage) für die Häkelform verwendet.

Meine Materialliste

Für mein Quiet Book habe ich im Wesentlichen Garn (diverse Sorten, für die Seiten Woll Butt Camilla von Buttinette) und Filz (überwiegend Polyesterfilz, vereinzelt Wollfilz) verwendet. Weitere Materialien waren:

  • Stoffreste aus altem Gewand (für die Bettwäsche und das Gewand für die Puppe)
  • etwas Spitzenborte (um die Bettdecke aufzuhübschen, für die Vorhänge oder den Tischbezug)
  • verschiedene Blumen-Applikationen (für die Bouquets auf den Seiten)
  • Knöpfe in verschiedenen Formen (für die Türknäufe, Blumen…)
  • Doppelseitiges Klebeband (um manche Stellen der Filzschichten unsichtbar zusammensetzen zu können (z.B. Ofen in der Küche), aber auch um manche Stellen zusammenzuhalten, damit das Nähen nachher leichter fällt)
  • ganz kleine Menge Karton in Kombination mit doppelseitigem Klebeband (um die Treppen beim Ein- und Ausgang zu stabilisieren)
  • Aluminiumfolie und 160 mµ dicke Aktenhülle (zu einem unechten Spiegel verbastelt. Will man einen Spiegel, das tatsächlich spiegelt, sollte man auf Spiegeleffektfolie zurückgreifen)
  • Nähutensilien: Nähnadel, verschiedenfarbiges Nähgarn, Schere
  • LED-Lämpchen (für die Nachttisch-Lampe)
  • Sonstiges: Druckknöpfe (für die Vorhänge), etwas Füllwatte, 1 mm dickes Aluminium-Basteldraht in schwarz (für die Reifen) und grau (für die Vorhang-Halterung)

Der Planung bester Schluss

Die Materialwahl, das Vorskizzieren, bestimmte Hilfsmittel… dabei ist ein Punkt ganz besonders wichtig: erwarte, dass sich die Inhalte im Laufe deiner Arbeit noch ändern können. Sei es, weil dir beim Basteln etwas besseres einfällt, das du stattdessen verwendet möchtest, oder das fertige Filzelement oder das Gehäkelte sieht am Ende doch nicht ganz so aus wie in deiner Skizze. Oder dir geht wider Erwarten der Platz auf der Seite aus und du musst etwas improvisieren. Oder aber es fehlt am Ende für dich das gewisse Etwas auf der Seite und du überlegst noch weitere kleine Accessoires, um die Seite spannender zu machen…

Bei mir war das jedenfalls so: vergleicht man die fertigen Seiten mit den Skizzen, die ich zu Beginn gemacht habe, fallen einige Differenzen auf. Angefangen damit, dass ich von ursprünglich geplanten 8 Seiten (4 Blättern), dann doch bei 6 Seiten (3 Blättern inkl. Deckseiten) geblieben bin, d.h. 2 Zimmer weniger. Oder ich habe Alternativen zu den geplanten Filzelementen gewählt (z.B. Badewanne statt Dusche, kein Kleiderkasten oder die Möglichkeit, dass man das Gewand der Puppe wechseln kann, damit auch keine Waschmaschine, …).

Diese Flexibilität muss man, denke ich, insbesondere bei seinem ersten Quiet Book voraussetzen.


Mein Weg zum eigenen Stoffbuch

Die einzelnen Schritte meines Weges zu meinem eigenen Quiet Book sind in der Bilder-Collage unten zusammengefasst. Die Details können im rechten Block eingeblendet werden, für die Großansicht eines Bildes einfach auf das Bild klicken:

1) Konzept und Visualisierung – lege Größe und Form der Seiten fest, überlege die Inhalte deines Stoffbuches und skizziere diese, sodass sie im Größenverhältnis zueinander passen…
  • Wie groß sollen die Seiten des Stoffbuchs sein? Wie soll man damit spielen können? Ich habe ein Blatt Papier genommen und zurechtgeschnitten, bis ich die für mich passende Größe in den Händen hatte. Die Größe der Seiten bestimmt die Gestaltungsmöglichkeiten der Seiteninhalte.
  • Überlege das Thema des Buches und den Verlauf der Seiten. Soll eine Geschichte erzählt werden? Welche Interaktionen sollen auf welche Seite kommen (z.B. im Bezug auf Klettpunkte, Druckknöpfe, Elastikbänder, Bereiche zum Stecken, 3D Elemente zum lose spielen…)
  • Skizziere deine Ideen (in Kleinformat) auf Papier oder digital. Achte dabei darauf, dass die Inhalte im richtigen Verhältnis zueinander skizziert sind, um abschätzen zu können, ob und wie sich das Geplante auf die Seite ausgehen kann. Die Skizzen helfen auch bei der Materialplanung und Erstellung der Vorlagen.
  • Die Seiten müssen nicht unbedingt rechteckig sein. Je nach Thema des Stoffbuches passen auch kreative Varianten (rund, Hausformat, ein Baumhaus-Buch, eine Schlossform, ..)
2) Materialplanung – Entscheide über die Materialien und lege dir eine Materialliste zurecht, für die Seiten, für die Spielelemente und für eine Seitenzwischenlage…
  • Aus welchen Materialien sollen die Seiten und seine Inhalte sein? Sollen Seitenzwischenlagen verwendet werden?
  • Wichtig war mir ein Materialmix für die Spielelemente. Beispiel: das Bett soll aus einem Filzboden bestehen, Kopf und Fuß sind gehäkelt, Decke und Polster aus einem Stück gemustertem Stoff mit Spitze genäht.
  • Wahl einer Seitenzwischenlage: Eine Zwischenlage dient dazu, das Blatt zu stärken, ist aber je nach verwendetem Seitenmaterial nicht unbedingt notwendig.
    • Die Art der Seitenzwischenlage hängt auch davon ab, ob man das Stoffbuch nachher waschen möchte. Übrigens: waschen sollte man solche Bücher stellenweise immer nur mit der Hand als mit der Waschmaschine (Schongang), da das Buch sonst verformt.
    • Die Wahl der Seitenzwischenlage kann man auch ganz am Ende treffen, nachdem schon alle Seiten mit ihrem Inhalt fertig sind, weil man dann eher ein Gefühl dafür hat, ob und was für eine Art von Zwischenlage am besten geeignet ist.
    • Statt einer Zwischenlage kann man die Seiten auf ihrer Rückseite auch mit wasserfestem (temperaturbeständigem) Kleber dünn verkleben. Teste dies vorher aber an einem separaten Teststreifen aus, um zu überprüfen, wie die Seiten dann halten und dass der Kleber sich nicht an die Oberfläche frisst oder die Seiten verformt.
3) Erstelle zunächst die Hauptfigur(en) – Ihre Größe bestimmt die Größe der restlichen Elemente auf den Seiten…
  • Noch bevor ich die Seiten erstellt habe, habe ich mit der Hauptfigur begonnen. Mein Gedanke dabei war: wenn ich sie ideal in einer bestimmten Größe hinbekomme, kann ich notfalls die Seitengröße noch anpassen.
  • Die Größe deiner Hauptfiguren bestimmt zugleich die Größe deiner anderen Spielelemente auf den Seiten, da diese proportional zur Figur sein sollten!
  • Meine Figur ist aus Wollfilz gemacht, mit Watte gefüllt und mit Stoffstücken aus altem Babygewand gekleidet. Ich habe flache Augen verwendet, damit keine Spitze von hinten spürbar ist, und diese mit doppelseitigem Klebeband angeklebt.
4) Erstelle die Grundflächen der Seiten – noch ohne Inhalte…
  • Zu diesem Zeitpunkt weißt du, wie die Seiten inhaltlich aussehen sollen und du hast bereits deine Hauptfiguren. Jetzt beginnst du die losen Seiten zu erstellen, welche du im nächsten Schritt dann mit Inhalt füllst.
  • Meine Seiten sind in festen Maschen gehäkelte Rechtecke aus 60 M auf 63 R. 1 Seite habe ich kariert in ‚Tapestry Crochet‘ gehäkelt, dann waren nur 60 R um die richtige Breite zu erreichen.
  • Von den ursprünglich 8 geplanten und gehäkelten Seiten haben es am Ende aber nur 6 Seiten ins Buch geschafft (aus Zeitgründen, da es als Geburtstagsgeschenk gedacht war). 6 Seiten entsprechen einem Buch mit Cover und 1 Blatt, wobei alle 6 Seiten Interaktionselemente haben.
5) Erstelle die Seiteninhalte und befestige diese auf die Seiten – beginne damit, die Seite in Echtgröße zu skizzieren und leite daraus Schnittmuster für die Filzschnittflächen ab, hier am Beispiel der Küche…
  • Arbeite dich Seite für Seite vor…
  • Zeichne die geplanten Inhalte der Seite zunächst (in Echtgröße) auf Papier vor und schneide diese zu Schnittvorlagen für den Filz aus.
  • Du kannst die Papier-Schnitte dann noch auf die (gehäkelte) Seite legen, um den Platzbedarf und ihre Position nochmal zu überprüfen, bevor du den Filz dann verschneidest.

Neben Filz habe ich – am Beispiel der Küche – auch transparente Umschlagsfolie (aus Aktenhülle) für die durchsichtig folierten Flächen verwendet, diese sieht man auf dem Bild nicht so gut (für die Kühlschrankregale und das Regal an der Wand über dem Herd).

Für die fertige Sicht auf die Küche siehe weiter unten.

5) Erstelle die Seiteninhalte und befestige diese auf die Seiten – hier: Eingang bzw. Cover-Vorderseite

Jede Komponente auf dieser und den anderen Seiten habe ich zunächst in Echtgröße auf ein Blatt Papier gezeichnet. Damit konnte ich einerseits den benötigten Platz abschätzen. Andererseits habe ich diese Papierschnitte als Schnittmuster für die Filz-Schnittflächen verwendet.

Den roten Dachabschnitt habe ich ganz auf der Oberkante erst am Ende angenäht, nachdem ich diese Seite mit der nächsten Seite zu einem Blatt zusammengehäkelt / -gebunden habe, damit mir das Dach nicht im Weg ist.

Die Blumen-Applikationen habe ich zu 3 Bouquets zusammengenäht, die mit Klettpunkten an den Zaun befestigt oder aber in die Vase am Fenster eingesteckt werden können (die Flauschseite kommt auf die Bouquet-Rückseite, die Hakenseite auf den Zaun).

Die Vorhänge sind ein Netzspitze-Besatz.

5) Erstelle die Seiteninhalte und befestige diese auf die Seiten – hier: das Schlafzimmer

Die Lampe ist ein LED-Lämpchen (lässt sich durch Drehen ein- und ausschalten), mit einer gehäkelten Bedeckung und weißem Filz im Hintergrund.

Für die Fenstervorhänge habe ich eine breite Spitzenborte verwendet und ein 1 mm Basteldraht durchgezogen.

Das Fenster-Szenario ist jeweils 1 Filzblatt (Tag, Nacht), mit Acrylstiften bemalt, das sich wechseln lässt.

Das Bett besteht aus einer Filzunterlage, einer gehäkelten Ober- und Unterseite mit Blumen-Applikationen drauf und genähter Bettwäsche.

5) Erstelle die Seiteninhalte und befestige diese auf die Seiten – hier: das Bad

Für den Spiegel habe ich gewöhnliche Aluminium-Folie verwendet, die ich von beiden Seiten in dicke transparente Umschlagsfolie gelegt und an den grünen Rahmen angenäht habe. Alu-Folie spiegelt aber nicht richtig. Für einen echten Spiegeleffekt bräuchte es Spiegeleffektfolie.

Ich habe zusätzlich Füllwatte als Badewannenschaum lose in die Innenseite der Badewanne gelegt und ein Stück Stoff als Handtuch in das Waschbecken gesteckt. 2 mini Knöpfe vervollständigen das Waschbecken.

Aus 2 Lagen weißem Polyesterfilz, Acrylfarbe (pink und schwarz) und der Flauschseite eines oval geschnittenen Klettbands habe ich einen Kamm gebastelt, das man in das transparente Innenfach im Badezimmerkasten stecken kann.

5) Erstelle die Seiteninhalte und befestige diese auf die Seiten – hier: die Küche

Die Küche besteht im Wesentlichen aus 5 Komponenten: dem Kühlschrank, dem Blumentopf drüber, der Küchenplatte (mit Herd, Ofen, Waschbecken), dem Regal und dem Esstisch.

Beim Kühlschrank ist sowohl die Tür, als auch das Innenfach aus 2 Lagen Filz. Beim Innenfach ist die äußere Lage in 3 unterschiedlich große Fächer unterteilt, die zur Hälfte unten von einer transparenten Folie als Regalfach bedeckt sind.

Die Küchenplatte besteht aus einem hellgrauen Filz-Hintergrund und mehreren unterschiedlich geschnittenen und farbigen Teilen einer vorderen Filzlage, die zusammen den Hintergrund voll bedecken. Die Ofentür besteht aus 2 Lagen, dazwischen eine Türangel und mit Folie bedeckt. Mit mehreren blauen Fäden Häkelgarn simuliere ich fließendes Wasser (auf Seitenrückseite verknotet).

Beim Esstisch habe ich ein Stück Spitzenborte zusammengelegt, um die vollständige Tischform genäht und anschließend eine weitere Tischplatte (oval) darauf genäht.

Kleine Accessoires komplettieren die Seite: Magnete für die Ofen- und Kühlschranktür, ein Waschlappen und eine Perle zum Aufhängen.

5) Erstelle die Seiteninhalte und befestige diese auf die Seiten – hier: der Garten

Hier habe ich besonders viel mit Klettbändern, Acrylfarbe und gehäkelten Flächen gearbeitet. Die Blumen (so wie die Blätter 2-lagig) sind aus Filz und Knöpfen gemacht.

5) Erstelle die Seiteninhalte und befestige diese auf die Seiten – hier: Ausgang bzw. Cover-Rückseite

Den roten Dachabschnitt habe ich – wie auf der 1. Coverseite – erst am Ende angenäht.

Die Blumen-Arrangements sind aus verschiedenen Applikationen zusammengenäht und im Korb sowie im Blumenkasten fest angenäht.

Die Vorhänge sind aus einem Netzspitze-Besatz improvisiert.

Die Fahrradapplikation ist von Kerri’s Crochet (https://www.youtube.com/watch?v=o4W9aq8Vtyc), die Reifen sind zusätzlich mit schwarzem Basteldraht gestärkt.

6) Füge gegebenenfalls weitere Spielelemente hinzu – schmücke die Seiten am Ende noch etwas weiter aus. Aus Polyesterfilz (1 Lage zu 3 mm oder 2-3 Lagen zu je 1-2 mm), Filzstiften (oder Acrylfarbe), Stück Stoff, doppelseitigem Klebeband und Klettband habe ich noch allerlei Utensilien für die Küche und das Bad dazugemacht…
  • Man kann verschiedenes probieren, um den Seiten weitere Details bzw. Spielinhalte zu geben: mehrere Filzschichten zusammennähen, Stoff auf Filz verbasteln, einen Papierdruck auf Filz kleben, Kartonschnitte oder Holzdeko verwenden…
  • Zuerst wird der Filz zurechtgeschnitten und zusammengeklebt, bei Bedarf mit Filzstiften dann noch angemalt, bevor man weitere Applikationen hinzufügt (z.B. Stoff drüberwickeln)
7) Nähe die Seiten zu Blättern zusammen – aus 6 Seiten werden 3 Blätter, indem ich durch die Maschen von 2 Seiten gleichzeitig jeweils 1 halbes Stäbchen bzw. an den Ecken 5 hStb gehäkelt habe. Ohne Zwischenlage…
  • ich habe jeweils 2 Seiten (Lagen) zu einem Blatt verbunden, indem ich 1 halbes Stäbchen entlang der Kanten und 5 hStb an den Ecken durch jede M beider Lagen gleichzeitig gehäkelt habe.
  • So habe ich aus 6 Seiten 3 Blätter gemacht. Das 1 und letzte Blatt ist zugleich auch auf der Vorder- bzw. Rückseite mein Deckblatt. Den roten Dachabschnitt habe ich nach dem Verbinden ganz an die oberste Kante genäht, dabei die Naht so gesetzt, dass sie nicht auf der anderen Seite sichtbar ist (in Geradstich genäht, wobei die Rückseite <1 mm lang ist, die Vorderseite hingegen 3 mm).
  • Ich habe keine Zwischenlage verwendet, da meine Seiten (da aus festen Maschen gehäkelt) steif genug waren, sodass die Blätter am Ende auch stabil in der Hand lagen..
8) Binden – der abschließende Schritt für dein ganz persönliches Stoffbuch: binde die Seiten zu einem Buch zusammen. Es gibt eine Vielzahl an Methoden zum Binden der Stoffbücher, die auch davon abhängen, von welchem Material die Blätter sind. Es finden sich einige gute Tutorials zum Binden von Stoffbüchern auf Youtube („binding quiet books“)…
  • Je nach Material gibt es mehrere Möglichkeiten: genäht, mittels Ösen, mittels Bändern, mittels Klettverschlüssen (falls die Blätter herausnehmbar sein sollen)…
  • Für meine Version habe ich ein breites Deckband aus festen Maschen gehäkelt von einer Kante der linken Seite zur anderen Kanten. Insgesamt 67 M (1 fM für jede R der Seite + 2 M pro Kante = 63+2*2). Ich habe 10 Reihen gehäkelt: 1. – 5. R aus je 1 fM, die 6. R aus hMg-fM, 7. – 10. R erneut je 1 fM.
  • Das erste und letzte Blatt wurde an die 1. und letzte Reihe des Deckbands genäht (nur durch die hinteren Maschenglieder nähen), das 2. Blatt in die vorderen Maschenglieder der 6. Reihe des Deckbands. Aber Achtung: da die in Tapestry Crochet gehäkelte Seite weniger Reihen hat als die anderen Seiten (60 statt 63), habe ich für dieses Blatt an zwei verschiedenen Stellen je 2 M vom Deckband an 1 M des Blatts genäht, damit am Ende keine Masche des Deckbands herausragt.
9) Füge ganz zuletzt noch weitere Accessoires zum Buch dazu, um das Buch Verschließen zu können oder um die Spielelemente außerhalb des Buches verwahren zu können.
  • Zum Aufhübschen und praktischer Verwahrung der Spielelemente habe ich aus transparenter Umschlagsfolie, Blumenapplikationen, einem Stoffband, Magneten und doppelseitigem Klebeband mit Nähgarn und Nähnadel eine kleine Tasche genäht und über eine Perlenkette an das Buch gebunden.
  • Damit das Stoffbuch auch geschlossen werden kann, habe ich ein elastisches Band in rot dazugenäht, welches von der Tür-Vorderseite zur Tür-Rückseite geht.

Mein fertiges Quiet Book:


Ideensammlung

Ein paar Ideen zu Stoffbüchern auf Pinterest. Daraus können auch sehr gut eigene Vorlagen oder Schnittmuster gebastelt werden.

Viel Spaß!

Ideensammlung für Montessori-Bücher, Quiet Books bzw. Stoffbücher – aus Pinterest

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